Dies ist ein Vortrag der im Rahmen einer Predigerschulung gehalten wurde. Ich bin aber überzeugt, dass nicht nur Prediger einen Gewinn daraus schöpfen können.

Der Ursprung, Mittelpunkt und das Ziel unserer Verkündigung ist Gott.

1. Bibel als Offenbarung Gottes

Die Bibel ist Gottes Wort. Sie hat ihn zum Mittelpunkt. Er ist der, der sich in diesem Buch zeigt, offenbart. Deshalb ist es selbsterklärend, dass wir, wenn wir über dieses Buch reden, oder aus diesem Buch zitieren, mit diesem Gott zutun haben. Paulus formuliert es so:

Römer 11,36 Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit! Amen.

Dieser Vers ist sehr breit gefasst aber auch tief in seiner Bedeutung. Gottes Wort kommt von Gott, wirkt durch Gottes Kraft und führt letztlich zu ihm. Mit dem einen Ziel: Ehre in Ewigkeit!

Diese umfassende Sicht hat jemand mal so zusammengefasst und auf die Predigt bezogen:

Es ist das Ziel jeder ernsthaften Predigt, „das Gewissen durch die Heiligkeit Gottes zu erwecken, den Verstand mit der Wahrheit Gottes zu füllen, die Kreativität durch die Schönheit Gottes zu reinigen, das Herz für die Liebe Gottes zu öffnen, den Willen dem Ratschluss Gottes zu weihen.“1

Gott muss in unserer Verkündigung den ersten Platz einnehmen. Ihn verkündigen wir. Wir sind seine Boten. Deshalb wollen wir uns noch etwas eingehender beschäftigen. Was ist das Ziel der Verkündigung?

2. Den Thron Gottes im Herzen der Menschen aufrichten

Römer 10,14-15 Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen Verkündiger? 15 Wie sollen sie aber verkündigen, wenn sie nicht ausgesandt werden? Wie geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße derer, die Frieden verkündigen, die Gutes verkündigen!«

Vergleiche diesen Text mit der AT Quelle, woher das Zitat kommt:

Jesaja 52,7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der Frieden verkündigt, der gute Botschaft bringt, der das Heil verkündigt, der zu Zion sagt: Dein Gott herrscht als König!

Die Botschaft von Friede und Heil ist zusammengefasst in dem Satz: „Dein Gott herrscht als König!“

3. Freude an diesem Gott vermitteln

Dieser Gott dessen Thron wir in die Herzen der Menschen setzten sollen möchte aber nicht durch drohen und Gewalt herrschen, sondern er will der Gegenstand unserer Freude, unserer Erfüllung sein. Das ist die Art wie er geehrt sein will.

Schauen wir uns das mal anhand eines Gleichnisses Jesu an:

Matthäus 13,44 Wiederum gleicht das Reich (w. Königreich) der Himmel einem verborgenen Schatz im Acker, den ein Mensch fand und verbarg. Und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.

Der Verkauf alles Eigentums ist ein Akt der Unterwerfung und der Hingabe. Daraus folgt, ist die Herrschaft Gottes wie ein Schatz, ist Unterwerfung eine Freude. Andersherum: Wenn Unterwerfung eine Freude ist, dann wird die Herrschaft Gottes wie ein Schatz verherrlicht. Wenn also das Ziel des Predigens die Verherrlichung Gottes ist, dann muss die Predigt auf freudige Unterwerfung abzielen.

An einer anderen Stelle beschreibt es Paulus so:

2.Korinther 4,5 Denn wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus, daß er der Herr ist, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen.

Verkündigung der Herrschaft Jesu, aber dann macht er einen Schritt weiter:

2.Korinther 4,6 Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.

Verkündigung der Herrlichkeit. Unterwerfung ist dann, die demütige Freude an der Herrlichkeit Gottes im Anblick seines Sohnes.

Diese Freude hatten die Apostel im Sinn als sie schrieben:

1.Johannes 1,1 Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens
1.Johannes 1,2 — und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist —,
1.Johannes 1,3 was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
1.Johannes 1,4 Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.

2.Korinther 1,24 Nicht daß wir Herren sein wollten über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude …

4. Der Kampf zwischen Gottes Ehre und der Ehre des Menschen

Es gibt eine Gefahr die diesem großen Ziel entgegensteht. Ja, Gott soll in allem geehrt werden, aber wir müssen damit rechnen, dass eine Konkurrenz entsteht. Eine Konkurrenz zwischen der Ehre Gottes und der Ehre des Menschen.

Im 1.Korintherbrief Kapitel 1 und 2 wird uns deutlich gemacht wie dieser Kampf aussieht und was zum Sieg führt. Paulus bekämpft die falsche Haltung der Korinther, die einem Menschen ihre Bewunderung schenkte anstatt Christus. „Ich gehöre zu Paulus! Ich gehöre zu Apollos!“ usw.

Paulus erklärt sein Ziel in negativer Weise:

1.Korinther 1,29 damit sich vor ihm kein Fleisch rühme.

Und in positiver Weise:

1.Korinther 1,31 damit es geschehe, wie geschrieben steht: »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!«

Paulus Ziel soll auch das Ziel der christlichen Predigt sein: Gott soll verherrlicht werden durch ein Rühmen, das auf Gott ausgerichtet ist und aus einem fröhlichen Herzen kommt.

Er führt dann weiter aus:

1.Korinther 1,17 denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen, und zwar nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz des Christus entkräftet wird.

Warum hat er sich nicht rhetorisch bemüht und philosophische Weisheit angewandt? Weil er genau den Menschenruhm gefördert hätte, den Christus am Kreuz richtete. Weiter greift er das wieder auf:

1.Korinther 2,1 So bin auch ich, meine Brüder, als ich zu euch kam, nicht gekommen, um euch in hervorragender Rede oder Weisheit das Zeugnis Gottes zu verkündigen.

Warum? Was war der Grund für dieses Verhalten?

1.Korinther 2,2 Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten.

Was heißt das, „nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten“? Alles was er sagte und tat, alle seine Predigten, waren vom Tod geprägt – Tod jedem Selbstvertrauen, Tod allem Stolz, Tod allem Menschenruhm. Was bleibt dann übrig? Das Leben. Das Leben Jesu Christi und die Kraft die man sah, war die Kraft Gottes.

Warum sollten Menschen nicht ihn sehen, sondern Jesus Christus?

1.Korinther 2,5 damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft.

Anders ausgedrückt: Damit Gott (und nicht der Prediger!) durch das Vertrauen der Leute geehrt werden soll. Das ist Ziel des Predigers!

5. Erbauung hat nur eine Richtung: Christus

Eine weitere Gefahr möchte ich Ansprechen. Vielleicht haben wir manchmal den Gedanken, dass unsere Predigt etwas in den anderen verändern könnte. Wir machen uns viel Mühe und arbeiten eine gute Anwendung des Bibeltextes aus, mit dem Ziel das Verhalten der Menschen zu verändern. Dabei fallen wir dem Irrtum anheim, dass unsere Predigt etwas bewirken kann. Wenn sie klar genug ist, die einzelnen Schritte deutlich macht und ganz praktisch ist, womöglich mit guten anschaulichen Geschichten gespickt und fehlerlos vorgetragen ist, wird sie Menschen verändern. Das ist ein Trugschluss!

Keine Predigt verändert Menschen, sondern Christus verändert Menschen.

In Zusammenhang der Gaben und der Erbauung der Gemeinde als Leib schreibt Paulus:

Epheser 4,15 sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus.
Epheser 4,16 Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.

Der Verkündigungsdienst, denn um den geht es in diesem Abschnitt vornehmlich, hat zum Ziel, der Gemeinde zu helfen „zu ihm hin“ zu wachsen. Alles weitere Wachstum im persönlichen Leben der Menschen geschieht von Christus aus.

Schluss

Ich fasse das Ziel der Verkündigung nochmal zusammen:

  1. Bibel als Offenbarung Gottes
  2. Den Thron Gottes im Herzen der Menschen aufrichten
  3. Freude an diesem Gott vermitteln
  4. Der Kampf zwischen Gottes Ehre und der Ehre des Menschen
  5. Erbauung hat nur eine Richtung: Christus

„Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht die Männer zusammen, um Holz vorzubereiten, Arbeit einzuteilen, Werkzeuge zu beschaffen und Aufgaben zu verteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!“

Wir dürfen Menschen erzählen wer Gott ist und wie herrlich es ist in seiner Nähe zu leben, seinen Willen zu tun und ihm zu vertrauen.


  1. Ihn verkündigen wir. J. Piper. 1.Auflage. Betanien Verlag, Augustdorf, 2006. S.21 ↩︎

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